Die Mohawk (Eigenbezeichnung: Kanien'kehá:ka - Leute vom Land des Feuersteins) sind ein nordamerikanischer Indianerstamm, der zur Irokesenliga gehörte, einem Bündnis aus fünf und später sechs Stämmen. Zu ihnen zählten die Cayuga, Mohawk, Oneida, Onondaga, Seneca und als sechste Nation die Tuscarora. Das Territorium der Irokesenliga befand sich im zentralen heutigen US-Bundesstaat New York. Das Wohn- und Jagdgebiet der Mohawk war das größte innerhalb der Irokesenliga und lag am weitesten östlich. Sie hießen deshalb Hüter des östlichen Tores der Irokesenliga. Heute leben rund die 45.000 Mohawk mehrheitlich in Gemeinden am Sankt-Lorenz-Strom und im südlichen Ontario in Kanada, sowie in zwei Gemeinden im US-Bundesstaat New York

Das Wohngebiet der Mohawk, in dem sich ihre Hauptdörfer befanden, lag im Tal des Mohawk Rivers. Es erstreckte sich vom Schoharie Creek westlich des heutigen Ortes Amsterdam flussaufwärts bis zum East Canada Creek östlich von Little Falls und umfasste große Teile des Montgomery Countys. Ihr Jagdgebiet erstreckte sich im Norden bis in die Adirondack Mountains und im Süden bis zum Ostarm des Susquehanna Rivers bei Oneanta.[2]

Durch das Territorium der Mohawk führte der Haupthandelsweg vom Hudson River zu den westlichen Irokesenstämmen. Die Route verlief von Albany westwärts nach Schenectady, dann den Mohawk River aufwärts bis nach Fort Stanwix (heute Rome. Hier folgte eine Portage bis zum Wood Creek, der in den Oneida Lake mündet. Nach der Überquerung des Oneida Lakes bis Fort Brewerton führte die Route den Oneida River abwärts und erreichte den Oswego River. Etwas flussabwärts lag Fort Oswego, ein befestigter Handelsposten, der von den Engländern im achtzehnten Jahrhundert errichtet wurde, um den Handel mit den Indianern von den französischen Handelsposten am Sankt-Lorenz-Strom abzuziehen. Flussaufwärts befand sich der Onondaga Lake und in dessen Nähe das Hauptdorf der Onondaga.[2]

Im siebzehnten Jahrhundert gab es Berichten zufolge drei bis acht Mohawkdörfer. Möglicherweise ist diese Differenz auf Bevölkerungsverluste durch Kriege, Epidemien und Auswanderung zurückzuführen. Sicher bestätigt wurden drei Hauptdörfer am Südufer des Mohawk Rivers, die mehrfach als Burgen bezeichnet wurden, sowie mehrere kleinere Siedlungen. Die Bezeichnung des östlichsten Dorfes, auch First Castle genannt, wechselte mehrmals in den 1630er und 1640er Jahren. Die Mohawk änderten gewöhnlich den Namen eines Dorfes, wenn es an anderer Stelle neu errichtet wurde. So wurde dieses Dorf 1634 mit Onekagoncka bezeichnet, um 1644 hieß es Asserue oder Ossernenon, 1646 trug es den Namen Oneugioure und 1659 Kaghnuwage. 1666 wurde es von den Franzosen niedergebrannt und später nördlich des Flusses als Caughnawaga neu errichtet. Diesen Namen erhielt auch das Dorf, das die Mohawk 1676 am Sankt-Lorenz-Strom gründeten.[2]

Das zweite Hauptdorf der Mohawk nannten sie Kanagaro. Es lag etwa acht Kilometer vom First Castle entfernt und wurde nach der Zerstörung durch die Franzosen 1666 nördlich des Flusses wieder aufgebaut. Das dritte und größte der Hauptdörfer hieß Tionnontoguen oder Upper Castle wurde von den Bewohnern nach der Vernichtung 1666 etwa einen Kilometer entfernt neu errichtet.[

Die Mohawk waren typische Waldlandindianer, bevor sie Kontakt zu Europäern hatten. Sie waren halbsesshafte Ackerbauern und schützten ihre Dörfer in Kriegszeiten durch Palisaden. Sie hatten keinen Zugang zur Küste und waren deshalb stärker als die Algonkinstämme im Osten auf die Landwirtschaft angewiesen. Der Lebensraum der Mohawk war typischerweise in zwei Bereiche unterteilt, zum einen in gerodete Lichtungen mit Langhäusern und Gärten, zum anderen in die umliegenden Wälder mit Jagdwild und möglichen Feinden. Die Lichtungen fielen in die Verantwortung der Frauen. Die Bewohner jedes Langhauses unterstanden der sogenannten Klan-Mutter, normalerweise die älteste dort lebende Frau. Die Wälder waren die Domäne der Männer, die den Geistern Opfergaben überreichten und um reiche Jagdbeute baten. Die Mohawk rodeten die Wälder, indem sie die Bäume dicht über den Wurzeln anbrannten und demzufolge das Laub abfiel. So konnte die Sonne den Waldboden erreichen und die Asche reicherte den Boden an. Im folgenden Jahr wurden die Bäume gefällt und in der aufgelockerten Erde Mais, Bohnen und Kürbisse angebaut. Wenn nach einigen Jahren die Fruchtbarkeit nachließ, wurden neue Flächen gerodet. Etwa alle fünfzehn bis zwanzig Jahre war die Fruchtbarkeit des Bodens erschöpft und erreichbare Holzbestände für die Feuerstellen und den Bau neuer Langhäuser und Palisaden wurden knapp. Das war das Signal zur Aufgabe des Standorts und zur Errichtung eines neuen Dorfs in der Nähe.

Eine wesentliche Lebensgrundlage der Mohawk war der Ackerbau, der jedoch abhängig von guten Ernten, ertragreichen Kulturpflanzen und einer verlässlichen Vorratshaltung machte. Jedes größere Dorf bestand aus etwa zwanzig bis dreißig Langhäusern, durch die mitten hindurch ein langer Gang führte. Rechts und links lagen abgeteilte Wohnbereiche von bis zu zwanzig Familien, von denen sich jeweils zwei eine Feuerstelle teilten. Die Mohawk waren wie alle Irokesenstämme matrilinear ausgerichtet, Männer mussten bei der Heirat in das Haus ihrer Ehefrau einziehen und ein Kind gehörte immer zum Klan der Mutter.

Die Familie war die kleinste wirtschaftlich autonome Einheit; mehrere Familien bewohnten ein Langhaus und mehrere Langhäuser bildeten einen mit Tiernamen bezeichneten Klan. Jeder Klan war einer Phratrie zugeordnet und die Mohawk bestanden, wie auch die anderen Irokesenstämme, aus zwei Phratien. Damit wird eine Verwandtschaftsgruppe benannt, die ihre Zusammengehörigkeit auf einen gemeinsamen, mythischen Ahnen zurückführte. Die weiblichen und männlichen Klanoberhäupter bildeten den Stammesrat. Dem Stammesrat übergeordnet war der irokesische Bundesrat (engl. Iroquois Grand Council), der aus fünfzig Sachems bestand, von denen die Mohawk neun Repräsentanten stellten. Der Bundesrat versammelte sich immer in Onondaga

In den frühen 1640er Jahren erhielten die Mohawk Gewehre in großer Anzahl, zunächst von den Engländern, später von den Holländern. Durch die europäischen Waffen veränderte sich ihre Kriegsführung. Das traditionelle Gefecht der Irokesen begann mit Schmähungen, Beschimpfungen und einigen wechselseitigen Pfeilsalven, führte dann zum Kampf Mann gegen Mann mit Speeren und Keulen und endete mit dem Rückzug in ein vorbereitetes Versteck unter Mitnahme der Toten und Verwundeten. Nun bevorzugten die Mohawk zum Gefecht die dichten Wälder, suchten Deckung hinter Bäumen und schossen, wenn sie ein Ziel ausgemacht hatten. Pater Jérôme Lalemant war über die militärischen Fähigkeiten der Mohawk erstaunt, die ihre neue Feuerkraft zielsicher einsetzen konnten.[6]

Die Mohawk verstärkten ihre Angriffe auf Franzosen und deren Handelspartner, sowie die mit ihnen verbündeten Algonkin und Huronen. Damit begannen die sogenannten Biberkriege (1640-1701), eine ununterbrochenen Folge von Konflikten, die zwischen den Irokesen und ihren mit Frankreich verbündeten Nachbarstämmen ausgetragen wurden. Hierbei ging es in erster Linie um die Vorherrschaft im Handel mit den Europäern. Nach 1646 unterstützten die Mohawk die westlichen Irokesenstämme, um die Huronen, Petun, Neutral und Erie zu unterwerfen. Sie erbeuteten große Mengen an Biberfellen und machten zahlreiche Gefangene. Diese wurden adoptiert und in den Stamm aufgenommen, um die Verluste an Menschen durch die von Europäern eingeschleppten Epidemien sowie die permanenten Kriege auszugleichen. Die südlichen Nachbarn der Mohawk, die Susquehannock, konnten sich 1651/52 erfolgreich gegen die Angriffe der Mohawk wehren.[6]

Stammesintern wurde die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung immer schwieriger. Als Problem erwies sich die zunehmenden Abhängigkeit von europäischen Waren, die beispiellos hohe Sterblichkeit an neuen, unbekannten Krankheiten und die Notwendigkeit, eine große Zahl an fremden Indianern in den Stamm zu integrieren. Außerdem kam es zunehmend zum Missbrauch von Alkohol, der von holländischen Händlern in die Dörfer geschafft wurde. Die Versuche der Mohawk, die Handelsbeziehungen der westlichen Irokesen zu den europäischen Händlern zu kontrollieren, spalteten die Irokesenliga. Um eine Isolation zu verhindern, folgten die Mohawk den anderen Stämmen des Bündnisses und schlossen 1653 einen Friedensvertrag mit den Franzosen. Zwischen 1655 und 1659 erhielten die Mohawk vier Besuche des französischen Jesuiten Simon le Moyne. Trotzdem misstrauten viele Mohawk diesem Frieden und nach mehreren blutigen Zwischenfällen drängten sie die Onondaga, die erst kürzlich errichtete Jesuitenmission Sainte Marie de Gannentaha in ihrer Mitte aufzulösen.[6]

Im Jahr 1664 wurde New York eine britische Kolonie. Dieser Wechsel berührte die Mohawk kaum und sie trieben Handel mit den Holländern in Albany, die dort unter englischer Flagge weiterhin tätig waren. Englische Waren galten allgemein als besser und preiswerter als französische, wodurch die Position der Mohawk im Pelzhandel mit Albany gestärkt wurde. Die anderen Stämme der Liga schlossen 1665 erneut Frieden mit den Franzosen. Für diese stellten die Mohawk eine große Gefahr dar und im Winter 1665/66 brach eine Expedition unter der Führung von Daniel de Rémy de Courcelle auf, um die Mohawk-Dörfer anzugreifen. Sie wurden in einen Hinterhalt gelockt und die Mission scheiterte. Eine zweite, erfolgreiche Expedition unter Alexandre de Prouville de Tracy folgte im Herbst 1666 und vernichtete die Mohawkdörfer und deren Maisvorräte. 1667 schlossen die Mohawk und alle anderen Stämme der Irokesenliga einen Friedensvertrag mit den Franzosen in Quebec. Im gleichen Jahr besuchten die Jesuitenpater Jacques Frémin und Jean Pierron das Land der Mohawk, um dort neue Missionen zu errichten.[6]

Als die Mohawk, die im Unabhängigkeitskrieg auf britischer Seite gekämpft hatten, ihre Heimat verließen und nach Kanada zogen, trafen sie dort auf zahlreiche Landsleute. Deren Vorfahren hatten im fast hundert Jahre langen Konflikt zwischen Frankreich und England auf französischer Seite gestanden und in Kanada Zuflucht gesucht. Nach Ende des Unabhängigkeitskriegs 1783 gab es in Kanada insgesamt sechs Reservate, nämlich Grand River, Tyendinaga, Caughnawaga, St. Regis, Oka und Gibson. Etwa ein Drittel der Bewohner war erst nach dem Krieg nach Kanada gezogen. Im Friedensvertrag von Paris wurde die Grenze zwischen Kanda und den USA neu festgelegt und verlief im Wesentlichen am 45. Breitengrad nördlicher Breite. Demzufolge lief die Grenze mitten durch das Reservat St. Regis, der nördliche Teil lag in Kanada und der südliche in den Vereinigten Staaten. Mit Ausnahme des St.-Regis-Reservats im US-Bundesstaat New York, das ab 1802 von drei gewählten Häuptlingen geführt wurde, lag die Führung aller übrigen Reservate in Händen der traditionellen Häuptlinge, bei denen die Häuptlingswürde vererbt wurde. Auf Verlangen der kanadischen Regierung wurde später auch in den kanadischen Mohawk-Reservaten das Recht zur Häuplingswahl eingeführt.[10]

Im neunzehnten Jahrhundert war die Bevölkerung in Caughnawaga, St. Regis und Oka überwiegend katholisch. Um 1840 wurde in St. Regis für beide Teile eine methodistische Kirche eröffnet. In Tyendinaga gab es eine anglikanische Kirche, da die Mehrheit der Bewohner anglikanischen Glaubens waren, während in Oka die Methodisten zahlreiche Anhänger hatten. Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert waren die Mohawk mehrheitlich zum Christentum bekehrt worden und ihr traditioneller Glauben geriet in Vergessenheit. Die Lehren von Handsome Lake fielen deshalb um 1799 bei diesem Stamm auf wenig fruchtbaren Boden. Sie sollten eine Brücke zwischen dem traditionellen irokesischen Glauben und dem Christentum darstellen. In den 1920er Jahren wurde in Caughnawaga die Langhaus-Religion bekannt. Dabei handelte es sich um eine Religion der in Langhäusern lebenden Indianer, die aus der Lehre Handsome Lakes entstanden war. Traditionalisten lehnten den Glauben jedoch wegen der christlichen Einflüsse ab.[10]

Wie in anderen irokesischen Reservaten nahm im neunzehnten jahrhundert die Abhängigkeit von der Jagd ab und die Landwirtschaft gewann an Bedeutung. Im zwanzigsten Jahrhundert lebten zahlreiche Mohawk von Lohnarbeit. Caughnawaga und St. Regis wurde aufgrund ihrer Handarbeiten, wie Korbflechterei und Perlenstickerei, bekannt.[10]

Als 1886 die Victoria-Tubular-Brücke über den Sankt-Lorenz-Strom nahe Caughnawaga gebaut wurde, sahen die Ingenieure junge Mohawk mühelos auf den Konstruktionen in schwindelnder Höhe herumklettern. Sie baten diese Indianer um Mithilfe beim Bau. Seitdem sind die Mohawk gefragte Arbeiter auf Hochhausbaustellen überall in Amerika. In den 1930er-Jahren bauten sie am Empire State Building mit und in den 1970er am World Trade Center.[10] Die Legende, dass die Mohawk kein Schwindelgefühl kennen, untersuchte 1958 der Anthropologe Morris Freilich in einer Feldstudie, bei der er indianische Arbeiter befragte. Er kam zu dem Ergebnis, es sei eine Sache der Übung und eine Frage des Mutes, aber auch indianische Arbeiter kennen die Angst vorm Fallen

 

Mitglieder der Mohawk leben heute in Siedlungen und Reservaten, die im US-Bundesstaat New York und im südöstlichen Kanada liegen. In nordöstlichen New York befinden sich die Orte Ganienkeh (2,4 km²), Kanatsiohareke und St.Regis mit Mohawk-Bevölkerung. In Kanada gibt es folgende Mohawk-Reservate: Akwesasne (St. Regis, 85,9 km²) an der Grenze zu New York, Kanesatake (Oka, 11,9 km²) und Kahnawake (früher Caughnawaga, 140,9 km²) im südlichen Quebec, sowie Tyendinaga (71,1 km²) und Wahta (Gibson, 60,2 km²) im südlichen Ontario. Das größte Reservat gehört den Six Nations of the Grand River (183,2 km²) im südlichen Ontario, das Mitglieder aller sechs Irokenenstämme vereint, wobei Angehörige der Mohawk die Mehrheit bilden.

1969/70 und 1990 kam es in der Oka-Krise zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Mohawk und kanadischer Regierung, die in einer Schießerei zwischen Stammesangehörigen und der Provinzpolizei von Quebec gipfelten und einem Polizisten das Leben kosteten. Auslöser war der Plan, einen Golfplatz auf Mohawkgebiet zu bauen. Die Proteste eskalierten in einer zweimonatigen Straßenblockade bei dem Ort Oka in der Nähe von Montreal in Québec. Etwa 40 schwerbewaffnete Mitglieder der Mohawk Warrior Society wurden von 400 kanadischen Soldaten eingekesselt. Die Konfrontation endete mit dem Versprechen auf Verhandlungen, die jedoch nur unbefriedigende Lösungen brachten, so dass mit weiteren Konflikten zu rechnen ist.[14] Als Vermittler im Streit hatte sich dabei unter anderen der „Mohawk-Philosoph“, streng genommen ein Angehöriger der Seneca, John Mohawk Sotsisowah hervorgetan. [15]

In einigen Mohawk-Gemeinden gibt es zwei Gruppen von Häuptlingen, die entweder gemeinsam oder auch gegeneinander regieren. Die erste Gruppe besteht aus Häuptlingen mit ererbter Würde, die traditionell von Klan-Müttern nominiert werden, während man in der zweiten Gruppe die gewählten Häuptlinge und Ratsmitglieder findet. Seit den 1980er Jahren gibt es bei den Mohawk kontrovers geführte Debatten über Glücksspiel, Landansprüche, traditionelle Gerichtsbarkeit, Steuern und den Indian Act.

1993 bekamen die Mohawk in St. Regis vom Staat New York die Erlaubnis, das Akwesasne Mohawk Casino in Hogansburg für Glücksspiele zu eröffnen. 1996 wurde die Kahnawake Gaming Commission eingerichtet, die Lizenzen für Online-Glücksspiele vergibt und damit im Reservat zweihundert Arbeitsplätze geschaffen hat.[16] Die Indianer berufen sich dabei auf verfassungsmäßige Rechte der Ureinwohner, während kanadische Provinz- und Bundesbehörden die in Kahnawake veranstalteten Glücksspiele als illegal ansehen